Sorge vor Vitamin B12 Überdosierung – so viel braucht ein Mensch wirklich


Vitamin B12, das Mediziner auch Cobalamin nennen, ist von großer Bedeutung für den Organismus eines Menschen. Denn es wirkt unter anderem bei der Blutbildung, dem Fett- und Eiweißstoffwechsel sowie der Erneuerung Ihrer Zellen mit. Damit alle diese Prozesse reibungslos verlaufen, empfiehlt es sich, die Werte an Vitamin B12 lieber etwas zu hoch als zu niedrig zu halten.

Ihr Körper selbst ist nicht dazu in der Lage, einen Überschuss an Vitamin B12 zu produzieren. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass das benötigte Cobalamin nicht von Ihrem Organismus hergestellt wird. Der wertvolle Nährstoff kann nur über die Nahrung in Form von Lebensmitteln wie Fleisch oder aber über Nahrungsergänzungsmittel in den Organismus gelangen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät, dass ein Erwachsener jeden Tag 4,0 Mikrogramm Vitamin B12 zu sich nehmen sollte.1

Gut zu wissen

Vegetarier und Veganer greifen oft auf Cobalamin-Präparate zurück. Denn das Vorkommen des Vitamins beschränkt sich im Wesentlichen auf tierische Lebensmittel. In geringsten Spuren – mit denen der Tagesbedarf nur schwer erreichbar ist – befindet sich Cobalamin in den Algen Nori, Chlorella oder Spirulina. Mit anderen Worten lässt sich sagen, dass bei Personen, die kein Fleisch, Eier, Milch und Co. essen, eine Überdosierung von Vitamin B12 äußerst unwahrscheinlich ist.

Ein Speicherort für Vitamin B12 ist die Leber. Dort sinkt die Konzentration von eingelagertem Vitamin B12 innerhalb eines Jahres auf die Hälfte ab (biologische Halbwertszeit von zwölf Monaten).2 Der Tagesbedarf an Cobalamin ergibt sich aus der täglich speicherbaren Menge und dem Anteil, den Ihr Organismus pro Tag verbraucht – für gewöhnlich etwa 1 Mikrogramm.3

Überdosierung: Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Werte an Vitamin B12 zu hoch sind


An erster Stelle sollten Sie wissen: Es ist so gut wie unmöglich, allein über den Verzehr von Vitamin B12-haltigen Nahrungsmitteln eine Überdosierung zu erlangen. Doch, wie kann ein Überschuss dann zustande kommen?

Hypervitaminose – kennen Sie diesen Begriff?

Mediziner verwenden das Wort Hypervitaminose, wenn die Rede von einer Vitaminvergiftung ist, also von einer Überdosierung von Vitaminen im Allgemeinen. Dabei ist es egal, ob sie zum Beispiel durch Vitamin B12, C oder D verursacht wurde. Symptome, die bei einem Überschuss an Vitaminen mitunter auftreten, sind beispielsweise

  • Zittern,
  • Schwächegefühl,
  • Erbrechen und
  • Übelkeit.

Es handelt sich dabei um für Vergiftungen typische Krankheitszeichen.

Wenn Sie beispielsweise 100 Gramm Rinderleber essen, nehmen Sie damit ganze 67 Mikrogramm Cobalamin auf.3 Diese Anzahl ist deutlich höher als der von Ihnen benötigte Tagesbedarf von 4,0 Mikrogramm B12 – also ein Überschuss. Das ist jedoch nicht schlimm. Denn die Sensoren (Rezeptoren) Ihrer Zellen können immer nur eine gewisse Menge an Cobalamin wahrnehmen (nur so viel, wie auf einen Rezeptor passt) und dessen weitere Verarbeitung veranlassen. Sind die Werte an Vitamin B12 eines Nahrungsmittels zu hoch, werden nicht registrierte Überschüsse einfach über den Urin ausgeschieden.

Aha!

Jeder Mensch kann über den aktiven Weg (aktive mithilfe des Eiweißes Intrinsic Factor) täglich nur eine Vitamin B12-Menge von 1,5 Mikrogramm über den Dünndarm aufnehmen.4 Bei hoch dosierter Cobalamin-Einnahme, beispielsweise mittels Nahrungsergänzungsmittel, gelangt jedoch weiteres B12 – dabei selten mehr als ein Prozent5 – passiv über die Darmschleimhaut in die Blutbahn. Daher sind Nahrungsergänzungspräparate in Sachen Prävention eines Vitamin B12-Mangels bewährt.

Wann eine B12-Überdosierung durch Nahrungsergänzungsmittel möglich ist


Viele Menschen stellen sich nun sicherlich die Frage: Besteht die Gefahr einer Überdosierung von Vitamin B12 durch Nahrungsergänzungsmittel? Auch hier geben Fachpersonen in der Regel Entwarnung. Wenn Sie Cobalamin oral – über den Mund – aufnehmen, verarbeitet Ihr Körper immer nur so viel, wie er benötigt, um seinen täglichen Bedarf zu decken. Das bedeutet, dass es selbst bei Nahrungsergänzungsmitteln, die sehr hohe Cobalamin-Dosen enthalten, eher unwahrscheinlich ist, Vitamin B12-Werte zu erreichen, die zu hoch sind.

Ärzte haben auch die Möglichkeit mit einer Spritze Vitamin B12 direkt in die Blutbahn zu befördern. Dadurch steht der Nährstoff dem Körper unmittelbar zur Verfügung. Bei dieser Variante einer B12-Zufuhr ist eine Überdosierung am wahrscheinlichsten. Kommt es dazu, zeigen sich ähnliche Symptome wie bei einem Vitamin B12-Mangel, zum Beispiel blasse Haut, Abgeschlagenheit oder Konzentrationsstörungen. Da eine Überdosierung jedoch äußerst selten und daher nur wenig erforscht ist, gibt es keine genaueren Angaben darüber, ab wann Vitamin B12-Werte zu hoch sind.6

Fazit: Für gewöhnlich brauchen Sie sich nicht vor einer Vitamin B12-Überdosierung zu fürchten. Auch dann nicht, wenn Sie bewusst mehr Cobalamin zu sich nehmen.

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Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.: Vitamin B12 (Cobalamine). URL: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-b12/ ( - Stand 17.05.2019
  • 2Hoffmann, Hans/Krischewski, P.: Original-Prüfungsfragen mit Kommentar GK 2. Radiologie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag 142002. S. 84.
  • 3Leitzmann, Claus u.a.: Ernährung in Prävention und Therapie. Ein Lehrbuch. Stuttgart: Hippokrates Verlag 32009. S.77-78.
  • 4Siegenthaler, Walter/ Blum, Hubert: Klinische Pathophysiologie. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 92006. S. 228.
  • 5Bolaman u.a.: »Oral versus intramuscular cobalamin treatment in megaloblastic anemia: a single-center, prospective, randomized, open-label study.« In: J Clinical Therapeutics 25 (2013) Nr. 12. S. 3124-3134.
  • 6Ibrahim Elmadfa: Ernährungslehre. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer 32015. S. 145.