Einen Vitaminmangel anhand der Symptome feststellen
Das langsame Auftreten der Mangelsymptome liegt daran, dass der Körper – wenn dauerhaft zu wenig B12 (Cobalamin) zugeführt wird – zunächst auf den internen Speicher, insbesondere in der Leber, zurückgreift. Wie also kann man einen Vitamin B12-Mangel frühzeitig feststellen? Seien Sie aufmerksam, wenn Sie zum Beispiel häufig unter folgenden Anzeichen leiden, die bereits in der Phase, in der sich das Depot entleert, auftreten:
- chronische Müdigkeit
- Erschöpfung
- Leistungsschwäche
- Konzentrationsprobleme
- Gangunsicherheit
- Sehstörungen
- Immunschwäche
Viele Betroffene können den Beschwerden anfangs keine Erkrankung zuordnen oder übersehen sie schlichtweg. Oftmals machen sie andere Ursachen wie Stress oder einen Lebenswandel für das Auftreten der Symptome verantwortlich.
Für diese Risikogruppen empfiehlt sich ein Test
In welchen Fällen sollten Sie Ihren Vitamin B12-Bedarf besonders im Auge behalten? Einen Vitaminmangel mithilfe eines Tests rechtzeitig festzustellen, ist vor allem bei Personen ratsam, die aufgrund ihrer Ernährung – etwa weil sie vegan oder vegetarisch essen – ein erhöhtes Risiko für einen B12-Mangel haben. Denn das Vitamin B12 wird in erster Linie über den Verzehr von tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch oder Milch aufgenommen. Zudem kann Krankheit oder hohes Alter die Aufnahme von B12 im Körper beeinträchtigen.
Wann zum Arzt? Einen Vitaminmangel feststellen
Sie essen keine tierischen Produkte oder sind gerade schwanger und haben somit einen erhöhten Vitamin B12-Bedarf? Dann ist es möglich, dass Ihnen das Vitamin im Körper fehlt.
Wie viel B12 braucht der Mensch?
Der empfohlene Tagesbedarf eines Erwachsenen liegt bei rund 4,0 Mikrogramm (µg), der einer Schwangeren bei 4,5 µg.1 Als Orientierung: 100 Gramm Rindfleisch können mit 2,0 µg Cobalamin punkten, 30 Gramm Emmentaler enthalten 0,6 µg.
Wenn Sie feststellen, dass ein Vitaminmangel bei Ihnen sehr wahrscheinlich ist, dann können Sie Ihre Nahrung mit speziellen Präparaten aus der Apotheke ergänzen (supplementieren). Lassen Sie sich dazu von einem Apotheker ausführlich beraten. Bei Unsicherheit ist der Arzt immer der erste Ansprechpartner. Ihm stehen einige Diagnoseverfahren – wie ein Vitamin B12-Urintest oder Bluttest – zur Verfügung, mit denen er einen Vitaminmangel meist feststellen kann. Zunächst wird er Sie allerdings wahrscheinlich ausführlich zu Ihrer Lebensweise, Ernährung und Krankheitsgeschichte befragen. Diese sogenannte Anamnese dient dem Arzt als erster Anhaltspunkt.
B12-Bluttest: Wie aussagekräftig ist der B12-Wert im Serum?
Beim mit circa 15 Euro2 relativ kostengünstigen Gesamt-Cobalamin-Test (Serumtest) wird der komplette B12-Gehalt im Blut gemessen. Genauer gesagt, verwendet das Labor hierfür das Blutserum. Dabei handelt es sich um den flüssigen Teil des entnommenen Blutes (Vollblut) nach der abgeschlossenen Blutgerinnung sowie Zentrifugation (Trennverfahren). Das Problem hierbei: 70 bis 80 Prozent des Gesamt-Cobalamins (Vitamin B12) sind im Blut an das Protein Haptocorrin gebunden, das biologisch inaktiv ist.2 Dieses ist biologisch so gut wie inaktiv und für den Stoffwechsel nicht nutzbar, denn: Ausschließlich die Leberzellen haben Rezeptoren, die das Protein aufnehmen können. Zudem werden bei diesem Test B12-ähnliche Substanzen erfasst, was das Ergebnis zusätzlich verfälscht.
Demnach gilt er als eher wenig zuverlässig und es bedarf einer weiteren Methode, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten. Allein mit dem Serumtest fällt es dem Arzt in der Regel schwer, einen Vitaminmangel festzustellen. Bei jedem dritten bis vierten Patienten bleibt ein B12-Mangel trotz Serumtest sogar unbemerkt.2 Es muss nach Einschätzung eines Arztes die medizinische Notwendigkeit der Labordiagnostik vorliegen, um die Kosten für den Test von der Krankenkasse erstattet zu bekommen. Ein theoretischer Verdacht, an einem Vitamin B12-Mangel zu leiden, reicht nicht aus. Bitte sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt darauf an, wie die Chancen in Ihrem individuellen Fall stehen.
Was ist „normal“?
Bei Erwachsenen gilt ein Wert zwischen 211 bis 911 pg/ml (Pikogramm pro Milliliter) als normal, wobei Werte unter 295 pg/ml bereits auf einen B12-Mangel hindeuten können.2 Fällt auch Ihr Ergebnis in diesen kritischen Bereich, empfiehlt es sich, eine weitere Untersuchung – zum Beispiel den Holotranscobalamin-Test – durchführen zu lassen.
Frühester Marker: Der Holotranscobalamin-Test
Geht es darum, wie man einen Vitamin B12-Mangel feststellen kann, kommt häufig der sogenannte Holo-TC-Test zum Einsatz — ein B12-Bluttest, dessen Ergebnisse relativ zuverlässig sind. Dabei wird das Vitamin B12 im Blutserum gemessen, das an das Transportprotein Holotranscobalamin gebunden ist und somit verwertet werden kann. Normalerweise sollte der Holo-TC-Wert zwischen 35 und 50 pmol/l (Pikomol pro Liter) liegen – oder darüber. Beträgt das gemessene Ergebnis weniger als 35 pmol/l, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Vitamin B12-Mangel.3
Der Holo-TC-Test gilt als frühester Marker für eine Unterversorgung. Bereits ein leicht erniedrigter Wert gibt Hinweis darauf, dass sich der interne Speicher aufgrund mangelnder B12-Zufuhr leert. Der Test ist keine Kassenleistung, der Betrag von circa 40 Euro muss selbst bezahlt werden.2 Wer den Test nicht beim Arzt durchführen lassen möchte, der kann in der Apotheke einen Selbsttest für zu Hause kaufen. Allerdings muss auch die so gewonnene Probe ins Labor geschickt werden.
Vitamin B12-Urintest: Das sagt die Konzentration der Methylmalonsäure aus
Die Methylmalonsäure (MMA) ist Teil des B12-Stoffwechsels. Herrscht ein Vitaminmangel, kann MMA nicht mehr vollständig verstoffwechselt werden. Die Konzentration in Blut und Urin steigt daher an und ist durch den MMA-Test nachweisbar. Ein Vitamin B12-Urintest mit Werten über 300 nmol/l (Nanomol pro Liter) deutet auf eine hohe MMA-Konzentration und somit einen Vitaminmangel hin.4 Einfacher und preiswerter als der MMA-Test in Form des B12-Bluttests ist der Vitamin B12-Urintest. Auch diese Maßnahme übernimmt die Krankenkasse nicht. Ein Selbsttest ist ebenfalls verfügbar.
Der Homocystein-Test – sinnvoll oder nicht?
Homocystein ist eine Aminosäure. Sie wird mithilfe von Vitamin B12 und in Kombination mit Folsäure in Methionin umgewandelt. Fehlt dem Körper das B12, reichert sich das Homocystein in Blut sowie Urin an. Ein erhöhter Wert gilt also als mögliches Anzeichen für einen Vitaminmangel. Allerdings ist der Test nicht besonders aussagekräftig, da der Homocystein-Wert auch aufgrund anderer Ursachen wie etwa einer Nierenschwäche oder Diabetes mellitus verändert sein kann. Die Kosten für einen Homocystein-Test liegen bei circa 20 bis 38 Euro, die Krankenkassen beteiligen sich daran nicht.2 Wer zusätzlich zum Homocystein- den Holo-TC-Wert testen lassen möchte, muss mit circa 60 bis 70 Euro rechnen.2
Kann ich alle vier Laborwerte bestimmen lassen?
Natürlich, allerdings ist die Analyse mit B12-Serumtest, Holo-TC, MMA und Homocystein, die mit circa 150 Euro zu Buche schlägt, nicht ganz günstig.2 Die Kosten trägt der gesetzlich Versicherte selbst.
Frühzeitig selbst aktiv werden
Allgemein gilt: Sollten Sie Symptome eines Vitaminmangels feststellen, können Sie bereits selbst versuchen, dem Mangel mit Präparaten entgegenzuwirken, denn eine B12-Unterversorgung lässt sich relativ gut beheben. Wichtig ist nur, dass Sie rechtzeitig handeln. Alternativ bietet sich ein Arztbesuch an.